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„Safe Space“ für neue Ideen 02.03.2023

Gleich mit mehreren neuen Jurymitgliedern geht der CONTENTshift-Accelerator des Börsenvereins ins achte Jahr. Warum engagieren sie sich beim Förderprogramm für Start-ups?

Das Coaching durch Experten und die Fördersumme von 10 000 Euro sind attraktiv – fast noch wichtiger sind beim CONTENTshift-­Accelerator allerdings die Kontakte, die Start-ups durch ihre Teilnahme am Förderprogramm in die Verlagswelt und den Buchhandel hinein knüpfen.

Das Förderprogramm für Start-ups ist mittlerweile eine Institution, die Innovation fördert und interessierten Branchenmitgliedern zur Horizonterweiterung dient. Philipp Neie, Schweitzer Fachinformationen
Schweitzer Fachinformationen

Sponsoren aus der Branche unterstützen den Wettbewerb um das Content-Start-up des Jahres. Sie sichern sich automatisch einen Platz in der Jury – und den direkten Draht zu allen teilnehmenden Gründer:innen.

Schweitzer Fachinformationen schickt in diesem Jahr mit Geschäftsführer Philipp Neie und Jasmin Ahluwalia, Leiterin des Business Development, gleich doppelte fachkundige Unterstützung in die Jury. Für ihn sei das Förderprogramm des Börsenvereins bereits eine „Institution“, sagt Neie: Es fördere zum einen Innovation, zum anderen diene es der Horizonterweiterung.

Colin Hauer, Geschäftsführer von Hörbuch Hamburg und ebenfalls neu in der Jury, verfolgt das Förderprogramm bereits seit Jahren aufmerksam. „Wir sind eine kreative Branche, aber dadurch, dass es immer so viel zu tun gibt, hilft es ungemein, wenn uns neugierige und motivierte Menschen von außen neue Impulse liefern,“ so Hauer.

Martina Fiddrich vom Cornelsen Verlag sieht das ähnlich. Sie hofft, das Förderprogramm möge ein Motor für neue Ansätze und Entwicklungen sein, „eine Stütze und ein Safe Space“, um Ideen zu testen und für Ermutigung in der digitalen Transformation zu sorgen.

Schweitzer Fachinformationen
Wenn neue Entwicklungen die Kraft mitbringen, etwas Funktionierendes in etwas noch besser Funktionierendes zu wandeln, ist das großartig. Jasmin Ahluwalia, Schweitzer Fachinformationen

Juryarbeit als Geben und Nehmen

Hörbuch Hamburg setzt bereits jetzt auf das Zusammenspiel von Technologie und Hörerlebnis. Bei der Juryarbeit legt Colin Hauer Wert auf ein „Geben und Nehmen“, wie er es formuliert.

Er will das Wissen und das Netzwerk, das er sich bereits erarbeitet hat, an die jungen Unternehmen weitergeben: „Ich hoffe auf einen Wissenstransfer.“

Auch Martina Fiddrich möchte nicht nur von den Start-ups profitieren, sondern eigene Erfahrungen weitergeben. „Durch meinen Background in IT und Bildung kann ich ein guter Sparring-Partner sein und mit meinem Knowhow, aber auch mit meiner Neugier offen in die Gespräche gehen.“

Generell seien derartige Angebote sehr wichtig für die Branche, da sind sich alle vier Juror:innen einig.

Stefan Trocha Photography
Wir sind eine kreative Branche, aber dadurch, dass es immer so viel zu tun gibt, hilft es ungemein, wenn uns neugierige und motivierte Menschen von außen neue Impulse liefern. Colin Hauer, Hörbuch Hamburg
Durch meinen Background in IT und Bildung kann ich ein guter Sparring-Partner sein und mit meinem Knowhow, aber auch mit meiner Neugier offen in die Gespräche gehen. Martina Fiddrich, Cornelsen Verlag
Foto Fabry

„Wir brauchen konstante Innovation, um die Welt des Lernens stetig zu verbessern und damit allen eine Chance auf Lernerfolg zu geben“, sagt Fiddrich – in ihrer Rolle als Geschäftsführerin eines Schulbuchverlags.

Jasmin Ahluwalia von den Schweitzer Fachinformationen sieht in Innovation­en immer eine Chance, selbst wenn sie zunächst „manchmal unbequem“ seien. „Wenn neue Entwicklungen die Kraft mitbringen, etwas Funktionierendes in etwas noch besser Funktionierendes zu wandeln, ist das großartig. Diese Innovationen dann smart und zugänglich umzusetzen, wiederum die spannende Herausforderung“, so die Jurorin.

Da ist es ein Glück, dass die Buchbranche so innovationsfreudig ist: „Program­me wie der CONTENTshift-Accelerator helfen dabei, eine neue Perspektive einzunehmen“, meint Colin Hauer: Denn manchmal brauchen wir externe Technologien, um noch besser zu werden in dem, was wir tun und lieben.“

CONTENTshift-Accelerator 2023

Bewerbung: Bis zum 8. Mai können sich Start-ups für das Förderprogramm der Börsenvereinsgruppe bewerben: https.anmeldung.contentshift.de

Weitere Juror:innen: Detlef Büttner (Lehmanns Media), Leif Göritz (Thalia), Nina Hugendubel / Per Dalheimer (Hugendubel), Stefanie Penck (TeNeues Verlag), Wolfgang Pichler (Manz Verlag/Buchhandlung), Ronald Schild (MVB) und Lennart Schneider, erster branchenexterner Juror (Strategieberater für Abo-Marketing, Newsletter & Communitybuilding, Subscribe Now Podcast, Industry Ally)

Pitch: Aus allen Bewerbungen werden zehn Start-ups ausgewählt, die bei einem Pitch am 28. Juni gegeneinander antreten und aus denen die Jury dann fünf Finalisten bestimmt.

Coaching: Die Finalisten durchlaufen ein dreimonatiges Coaching mit den Branchenexperten Harald Henzler und Okke Schlüter und nehmen Mitte September an einem Workshop teil.

Finale: Auf der Frankfurter Buchmesse wird am 19. Oktober das Sieger-Start-up gekürt (Fördersumme: 10 000 Euro).

Über das Projekt: Der CONTENTshift-Accelerator ist eine Initiative der Börsenvereinsgruppe und bringt seit 2016 Buchbranche und Gründer:innen zusammen.  2022 bewarben sich 39 Start-ups.

Projektleitung: Ressort Strategie, Innovation und Gremien, Stefanie Perk (contentshift@boev.de).

 

CONTENTshift-Erfolgsgeschichten

Read-O

Hinter Read-O steckt eine  App, die Bücher mithilfe Künstlicher Intelligenz nach Stimmung, Stil und Qualität filtern kann, um daraus Leseempfehlungen abzuleiten. Ein Jahr nach der Kür zum „Start-up des Jahres“ 2021 nahm Read-O am TV-Wettbewerb  „Höhle der Löwen“ teil. Leider platzte der Deal mit  Carsten Maschmeyer, doch in der Branche öffneten sich Türen. Read-O, MVB und die Softwarefirma bpm consult launchten 2022 gemeinsam einen Empfehlungsalgorithmus für Buchhandlungen. Deutsche Pilotkunden: Dussmann in Berlin und Reuffel in Koblenz.

Qualifiction

Texte mit einer KI auf Inhalt, Stil und Markttauglichkeit zu analysieren: Mit diesem Geschäftsmodell gewann das Start-up 2019 den Wettbewerb. Ronald Schild, Jurymitglied und MVB-Geschäftsführer, schob danach eine Zusammenarbeit mit QualiFiction an. Das Ergebnis kam 2022 auf den Markt – ein neues Kategorisierungssystem, das Bücher nicht nach Warengruppen sortiert, sondern nach „Lesemotiven“ – und damit die Bedürfnisse und Emotionen der Leser:innen beim Kauf eines Buches berücksichtigt. Die Lesemotive sind im VLB hinterlegt.

Mitmalfilm

Ein Start-up muss den CONTENTshift-Accelerator nicht unbedingt gewinnen, um die Buchbranche auf sich aufmerksam zu machen: Mitmalfilm verbindet Trickfilm, Malbuch und App und erweckt Selbstgemaltes zum Leben. Aus der CONTENTshift-Teilnahme 2019 entstand eine Partnerschaft mit Oetinger: Carmen Udina, Programmleiterin des Oetinger-Imprints Migo, saß in der Jury und war begeistert. Das Mitmalfilm- Malbuch „Claude Momäh und die große Leinwand“ ist nach wie vor bei Oetinger erhältlich – und zeigt das Potenzial multimedialer Bücher.

Talking Hands

Das Potenzial dieses Start-ups wurde von der Jury schnell erkannt: Der Finalist beim Accelerator 2021 belebt das alte Daumenkino neu – damit Kinder Gebärdensprache lernen können.  Medienberichte und ein Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse verschafften der inklusiven Idee hinter „Talking Hands“ viel Aufmerksamkeit. Das Start-up nahm an der „Höhle der Löwen“ teil, zählte zu den Finalisten beim EMOTION.Award und gingen eine Kooperation mit Kao, dem Unternehmen hinter der Haarpflegemarke Guhl, ein.


Text: Isabella Caldart


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