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„Innovation kennt weder Grenze noch Größe“ – So war die Kreativsession für Kleinverlage in Leipzig 05.04.2019

Am Vortag der Leipziger Buchmesse 2019 trafen sich in Leipzig Kleinverleger*innen aus ganz Deutschland, um in einer transmedialen Kreativsession neue Impulse und Ideen für ihre Arbeit zu entwickeln.

Eingeladen dazu hatte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. in Kooperation mit dem Forschungsprojekt FiDiPub und dem Social CRM Research Center e.V., die zusammen am Dittrichring in Leipzig ein Innovationslabor aufbauen, in dem Verlage einen Ort zum Erfahrungsaustausch, Innovieren und Experimentieren finden.

Was sich hinter FiDiPub verbirgt und wie das Labor in Zukunft genutzt werden kann, erklärten zum Auftakt der Session Olaf Reinhold, Martin Franke und Laura Hofmann aus dem FiDiPub-Team. FiDiPub steht für „Fit for Digital Publishing“ und ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das sich mit der Digitalisierung in der sächsischen Kleinverlagsbranche auseinandersetzt. Ziel ist es, die Innovationskraft von Kleinverlagen zu fördern, indem digitale Kompetenzen vermittelt und mit dem Aufbau einer Cloud-Plattform die brancheninterne Interaktion gestärkt werden. Dazu tragen regelmäßige Communitytreffen und die jährliche FiDiPub-Konferenz bei.

In diesem Jahr steht die Gestaltung des Innovationslabors im Fokus der Aktivitäten. In vier verschiedenen Transformationsfeldern sollen konkrete Angebote geschaffen werden. Dazu zählen:

1)    Interaktive Szenarien zum Kleinverlag der Zukunft
2)    Eine Heimumgebung als Experimentierraum mit einer Podcast- und Audio-Station
3)    Demonstration von VR-Technik, um neue Interaktionsmöglichkeiten für Content zu gestalten
4)    Ein Raum für neue Kreativmethoden, Ideenkreation und ungewöhnliche Veranstaltungsformate

Im Anschluss sprach Cigdem Aker, Leiterin des Stabsbereichs Strategie & Innovation im Börsenverein, in einem Impulsvortrag über „Innovationskultur und die Buchbranche“. Neben der vom Verband aufgebauten Innovationsplattform CONTENTshift mit Accelerator und Start-up Club ging sie dabei vor allem darauf ein, was Einhörner (Start-ups) und Kleinverlage (Bücherwürmer) gemeinsam haben und wo sie noch voneinander lernen können. Um innovativ zu sein braucht es nicht unbedingt viel Geld, sondern in erster Linie:

-    das passende Team,
-    Raum für kreative Entfaltung und
-    den richtigen Prozess, um von der Idee zum fertigen Produkt zu kommen.

Viele denken bei Produkt sofort an das Buch, bestehend aus Papier zwischen zwei Deckeln, dabei ist das eigentliche Kernprodukt des Verlags die Geschichte.  Wie Verlage gemäß dem Motto „Content is King – Story is Queen“ mehr aus ihren Geschichten machen können, zeigte sie an drei aktuellen Fallbeispielen:

-    Die Online-Community „Loving New York“
-    Der Achtsamkeitsplaner „Ein guter Plan“
-    Die Gute-Nacht-Geschichten „Good Night Stories for Rebel Girls“

Allen drei gemeinsam ist, dass das Buch nur eine Produktvariante in einer transmedialen Themenwelt darstellt und die Produktentwicklung, Finanzierung (oft über Crowdfunding) und Vermarktung unkonventionelle, neue Wege geht.

Wie „Interaktives Erzählen als Geschäftsmodell“ funktionieren kann, erklärte danach Dennis Levin von der Leipziger Transmedia Storytelling-Agentur Thadeus Roth. Mit Alltagsmedien wird beispielsweise der Tatort am Sonntagabend interaktiv in die reale Lebenswelt der Zuschauer verlängert, die beispielsweise durch Telefonanrufe oder Online-Anwendungen interaktiv in die Geschichte eingebunden werden. Das Ganze nennt sich Suddenlife Gaming und bietet wie die Kaninchenlöcher bei „Alice im Wunderland“ neue Zugänge zu einer Geschichte – verbunden mit einem besonderen Erlebnis für den Rezipienten. Für die Verlage kann das insbesondere im Bereich PR & Vermarktung, aber auch bei der Monetarisierung spannende, neue Möglichkeiten zur Erweiterung ihrer Produktwelt bieten.

Anschließend wurde es mit dem Vortrag von Nicole Laux von OVRLab über die Unterschiede von Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) sowie 360°-Videos und ihre Potenziale für die Kreativbranche wieder etwas technischer. Literarisch aufgegriffen wurden diese virtuellen Erweiterungen unserer Realität bereits in Sci-Fi-Bestsellern wie Neil Stephenson’s „Snowcrash“ oder „Ready Player One“ von Ernest Cline. Aktuelle Beispiele aus der Buchwelt sind das Projekt VRwandlung, bei der man sich als sechsbeiniger Protagonist in Kafkas Roman wiederfindet, oder das Virtual Pop-up Book FLUX von Arkanite Productions, das in diesem Jahr den Sonderpreis Innovation der Leipziger Buchmesse gewonnen hat.

Zum Abschluss des abwechslungsreichen Nachmittags entwickelten die Teilnehmer in einem kreativen Workout Ideen für die transmediale Erweiterung eines ihrer Produkte oder ihrer Marketingaktivitäten und unterstützten sich dabei in kurzen Ideensprints gegenseitig mit dem frischen, unverstellten Blick des Außenstehenden.

Vielen Dank an alle Beteiligten für diesen inspirierenden Nachmittag. Wer mehr zu den einzelnen Themen erfahren möchte, kann eine E-Mail an innovation@boev.de schreiben. Über zukünftige Veranstaltungen halten wir Sie in unserem Innovationsnewsletter auf dem Laufenden.

Fotos: © Klemens Geuther


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