Die Jury hat entschieden: 10 spannende Start-ups nehmen am diesjährigen CONTENTshift-Accelerator 2020 teil, mit dabei sind Gründer aus den USA und Rumänien. Die Auswahl ist inspirierend: Es sind einige junge Unternehmen aus dem Bereich KI dabei, ein Start-up widmet sich dem Thema Barrierefreiheit beim Lesenlernen, andere entwickeln Lösungen für effizientere Verlagsabläufe oder bieten dem Buchhandel innovative Produkte an. Wir gratulieren den 10 Nominierten herzlich und freuen uns, sie im Kurzdurchlauf vorstellen zu können:
artificial connect GmbH
Das 2019 gegründete Unternehmen artificial connect aus Hannover widmet sich der automatisierten Content-Erstellung für Verlage und Medienhäuser. Das erklärte Ziel der Gründer ist es, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz automatisierte Textzusammenfassungen für Redaktionssysteme zu erstellen. Zwei Software-Lösungen sind derzeit in der Entwicklung: Die Software ac.events widmet sich strukturiertem Copywriting im Veranstaltungsbereich. Die Technologie ac.textsum dient der kontextbasierten Zusammenfassung journalistischer Texte. Beide Projekte des Start-ups wurden dieses Jahr mit Fördergeldern des Medieninnovationszentrums Babelsberg unterstützt.
AudiotexTour
AudiotexTour hat sich mit mehrfach ausgezeichneten Audioguides und Buchtrailern bereits einen Namen gemacht. Die zwei Gründer Steffi Knebel und Matz Kastning haben ihr Start-up 2017 gegründet, jetzt wollen sie eine ganz neue Art des Podcastings anbieten: Es verbindet Hörspiel, Moderation, Interview, Feature und Outdoorexperiences und ermöglicht es Verlagen und dem Buchhandel, Inhalte innovativ und unterhaltsam zu präsentieren. Die Unternehmer aus dem schwarzwäldischen Schramberg sind sich sicher, dass viele deutsche Verlage und Buchhändler das Potenzial hochwertiger Podcasts noch längst nicht ausgeschöpft haben.
Freya Sense
Das rumänische Start-up Freya Sense will seinen Kunden vor allem eines bieten: die uneingeschränkte Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen. Der Customer-Intelligence-Algorithmus Freya identifiziert mithilfe von Kognitionswissenschaft und Verhaltensökonomie Auslöser, die das Kunden- und Zielgruppenverhalten beeinflussen. „Die einzige Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Menschen auf Sie zu lenken, besteht darin, Ihre Kommunikation an ihre Gedanken anzupassen“, so die Gründer Tudor Birlea und Roxana Balan. Ihr Ziel ist es, Marketingteams mit Hilfe von Freya bei der erfolgreichen Kommunikation mit ihren Zielgruppen zu unterstützen und Verkaufsteams bei der Steigerung ihres Umsatzes zu helfen.
MedioPay
Das schwäbische Start-up MedioPay, gegründet von den Verlagen Impian und MOBY, bietet Autoren und Verlagen ein niedrigschwelliges Online-Bezahlmodell, mit dem Mikrotransaktionen im Internet möglich sind. „Es war für Autoren und Verlage nie so einfach, ihren Lesern kleine Beträge zu berechnen“, so Gründer Nicholas Nikol. Mit Hilfe von blockchain-basierten Applikationen können Autoren und Verlage Kleinstbeträge für Inhalte berechnen – egal, ob es sich um einen Artikel, ein Video, eine den Inhalt ergänzende Grafik oder ein Musikstück handelt. Seine Zielgruppe sieht der Gründer unter Bloggern, Zeitungsunternehmen mit Onlinepräsenz und allen Online-Medienschaffenden.
Noscos
Ein weiteres internationales Start-up unter den Top 10 ist Noscos aus Lettland. Während ihrer Zeit in einem Medienunternehmen, stellten die Gründer Valdis Takeris und Artūrs Sproģis fest: In der Suchfunktion von Medienarchiven gibt es noch Luft nach oben. Daraufhin entwickelten sie eine Gesichtserkennungstechnologie für interne Bilder- und Videobibliotheken. Mit der Gesichtserkennung werden automatisch Metadaten zu den jeweiligen Personen generiert – bestimmte Personen oder bestimmte Fotos können somit schneller gefunden und das Archivmaterial optimal wiederverwendet werden. Der Vorteil: Alle Funktionen können ganz einfach in bestehende IT-Systeme integriert werden. Noscos spricht damit vor allem auf Kunden aus der Medienbranche an, wie zum Beispiel Nachrichtenagenturen, Zeitungen, Bild- oder Videodienste.
PlusPlural
Das Unternehmen PlusPlural ist das jüngste Start-up des Jahrgangs 2020. Sein Ziel ist es, ein gemeinsames, barrierefreies Medium für blinde und sehende Kinder zu entwickeln und zwar in Form eines Hybrids aus Buch und taktilem Lernspielzeug. Auch Kinder mit Leseschwäche profitieren beim Lesenlernen vom haptischen Feedback des Produkts. Gründerin Christina Oskui arbeitet darüber hinaus gemeinsam mit Partner Pascal Heußner an einer Bücherbox, die sowohl Braille- als auch Normschrift und dreidimensionale Illustrationen umfasst und es allen Kindern ermöglicht, spielerisch mit dem geschriebenen Wort in Berührung zu kommen. Bedarf sehen die Gründer zunächst in Kitas, Vorschulen und Schulen.
SciScore
Das Start-up SciScore kommt aus den USA und richtet sich an Wissenschaftsverlage, Wissenschaftsredaktionen und -Autoren. Das Team um Gründerin Anita Bandrowski hat eine Technologie entwickelt, die wissenschaftliche Manuskripte analysiert und nach allgemeinen Kriterien für Genauigkeit und Reproduzierbarkeit prüft. Innerhalb einer Minute erstellt SciScore eine Bewertung, ob bestimmte Kriterien erfüllt wurden, z.B. ob das Manuskript den Checklisten einer Zeitschrift folgt oder wichtige Dinge übersehen wurden. Die Technologie soll Redakteuren, Verlagen und Autoren die Arbeit erleichtern und eine Menge Zeit sparen.
SciFlow
Auch das Magdeburger Start-up SciFlow widmet sich dem Wissenschaftsbereich: SciFlow ist ein kollaborativer Online-Texteditor für Forschende und Studierende, mit dem wissenschaftliche Texte erstellt, im Team bearbeitet und formatiert werden können. Das Ziel: Das Schreiben von Abschlussarbeiten, Dissertationen und Forschungsartikeln konsequent zu vereinfachen – u.a. mit der automatisierten Formatierung von Texten gemäß Vorgaben von Verlagen oder Universitäten. Über 1.000 Studierende und Forschende sowie vier Forschungseinrichtungen arbeiten bereits mit dem Textprogramm. „SciFlow ist das Google Docs für Forschende und Studierende“, erklärt das Gründer-Duo Carsten Borchert und Frederik Eichler.
Scriptbakery AI
Das Freiburger Start-up kladde, the creators hat für Verlage eine Lösung für eine effiziente Sichtung von Manuskripten entwickelt. Die Software Scriptbakery macht Lektoren das Leben leichter: Sie dient zur digitalen Annahme, Verwaltung und Analyse eingesandter Manuskripte. Mit Hilfe von Modellen aus dem maschinellen Lernen werden Texte unmittelbar erfasst und analysiert. Diese Analyse wird mit dem bestehenden Verlagsprogramm bzw. mit spezifischen Vorgaben abgeglichen. Da Scriptbakery cloudbasiert arbeitet, können Texte ortsunabhängig eingesehen und bewertet werden. So ist Lektoraten die Sichtung aller eingesandten Manuskripte in kürzester Zeit möglich.
Questlog
Beim Start-up Questlog aus Lörrach geht es haptischer zu: „Questlogs“ sind aus Holz gefertigte Aufbewahrungsboxen, die analoge und digitale Reise-Erinnerungen zusammenbringen sollen. Im Questlog findet sich Platz für Mitgebrachtes, der Deckel verweist wie ein QR-Code auf einen Cloud-Ordner, in dem z.B. Fotos oder andere digitale Erinnerungen liegen. Kunden können die Questlogs mit ihrer individuellen Reiseroute individualisieren, aufhängen oder im Regal sammeln und darin ihre Mitbringsel archivieren. Nun geht es Gründer Frederic Geiger darum, sein Produkt weiterzuentwickeln und neben seinem Online-Shop auch über den Einzelhandel zu vertreiben.
Diese 10 Nominierten gehen nun ins Rennen: Am 24. Juni präsentieren sie im Rahmen eines digitalen Pitch-Events ihre Geschäftsideen und die Jury wird dann fünf Start-ups auswählen, die anschließend das Programm des CONTENTshift-Accelerators 2020 durchlaufen. Wir wünschen allen Nominierten viel Erfolg!
Text: Christiane Petersen